Von den Ärmsten lernen
Im Auftrag der Hilfsorganisation missio, einem internationalen katholischen Hilfswerk, das vor allem in Asien, Afrika und Ozeanien hilft, besuchte der Bischof von Koudougou, Joachim Quédraogo, verschiedene Schulen in ganz Deutschland, um seine Erlebnisse von dem interreligiösen Dialog in Burkina Faso, Afrika, zu erzählen. So besuchte er auch am 18.10.2017 den katholischen Religionsunterricht der 9. Klasse des Neuen Gymnasiums Nürnberg, um uns von dem Zusammenleben zwischen Katholiken und Muslimen in seiner Heimat zu berichten. Schon in seiner Kindheit wurde er durch den katholischen Glauben geprägt, da er aus einer sehr religiösen Familie stammt. Nach einem Theologiestudium wurde er 1991 zum Priester geweiht und 20 Jahre später ernannte Papst Benedikt XVI ihn schließlich zum Bischof von Koudougou.
Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Dort leben 60% Muslime und 25% Christen. Gerade weil das Land so arm ist, ist die Zusammenarbeit der Bürger in allen Lebensbereichen sehr wichtig. Obgleich Burkina Faso zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ist es gleichzeitig ein Vorbild für das Zusammenleben von Muslimen und Katholiken.
Der Beginn des Dialogs zwischen den Muslimen und dem Bischof Quédraogo war nicht immer von positiven Erlebnissen begleitet. Aus seiner eigenen Erfahrung als Lehrer weiß er, wie wichtig Bildung für die Zukunft des Landes und der Jugend ist. Er begann trotz heftiger Proteste von Muslimen Schulen in der Stadt Dori zu bauen unter anderem die Schule des Friedens (budal jam). Darin werden Jugendliche unabhängig von ihrem Glauben unterrichtet. Um Glauben auch aktiv zu erleben, machte der Bischof mit ihnen eine Reise nach Rom. Dort besuchten sie sowohl katholische Kirchen als auch Moscheen und suchten den Dialog mit italienischen Familien. Diese Reise endete in einem Gegenbesuch von italienischen Jugendlichen in Dori.
Der Bau eines Zentrums in Dori, in dem sich Familien treffen können um gemeinsam zu kochen oder Gottesdienste zu feiern, war ein weiterer wichtiger Schritt für den Dialog. Seit 13 Jahren reist Bischoff Quédraogo quer durch Burkina Faso. Sein Ziel ist es, das interreligiöse Zusammenleben von muslimischen und christlichen Jugendlichen voranzubringen und den Respekt vor Andersgläubigen zu fördern. Seiner Meinung nach findet der interreligiöse Dialog vor allem im alltäglichen Leben (z.B. Freude und Leid teilen), in alltäglichen Werken (gemeinsame Feiern) und im spirituellen Dialog statt. Er versteht die zwei Glaubensrichtungen als Religionen mit gleicher Wurzel, aber verschiedenen Ästen.
Der interreligiöse Dialog erleichtert das Aufeinanderzugehen der Menschen in Burkina Faso, was bei über 60 Volksstämmen mit über 100 Sprachen für die Politik und Wirtschaft wichtig ist. Auch die Trennung von Staat und Kirche in Burkina Faso führt dazu, dass interreligiöser Dialog entstehen kann.
Jakob Lösch, 9c