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Varus’ Leben und Wirken, u.a. in der Provinz Germanien - Geschichtsvortrag von Prof. Dr. Werner Eck

Für Donnerstag, den 28.11.2013, hatte Herr Müller zu einem Fachvortrag des ehemaligen NGN-Absolventen Werner Eck eingeladen und ein zahlenmäßig beträchtliches, geschichtsinteressiertes Publikum versammelte sich abends in der Mensa, darunter auch einige Schülerinnen und Schüler, die sich Informationen aus erster Hand zu einem Thema des Geschichtsunterrichts in der Q12 versprachen: Die Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. So anschaulich, wie es der Geschichte des Altertums bei schwieriger Quellenlage möglich ist, erfuhren die Anwesenden dann hauptsächlich etwas über einen der beiden Hauptbeteiligten, Publius Quinctilius Varus, nachzulesen im folgenden Beitrag zweier tapfer ausgeharrt habender Schülerinnen.

Angelika Schneider

Zur Person Varus ist in der Geschichtsschreibung nicht viel bekannt, außer, dass er etwa um 46 v. Chr. in einer Familie der römischen Oberschicht geboren wurde. 21 v. Chr. war er ein Quästor (niedrigstes Amt in der römischen Ämterlaufbahn) des römischen Kaisers Augustus. Varus sollte ganz Germanien, also auch die rechtsrheinischen Teile, zu einer ordnungsgemäßen römischen Provinz machen und sie leiten. 14 v. Chr. kehrte er zurück nach Rom und stellte sich zur Wahl als Konsul (höchstes Amt in der römischen Ämterlaufbahn), als welcher er ca. 13 v. Chr. auch gewählt und dadurch Kollege des Tiberius, des Stiefsohns des Kaisers Augustus, wurde. Anschließend ging er als Prokonsul, also als Statthalter, nach Afrika, wo er sein Amt ohne Vorkommnisse versah und sogar auf Münzen verewigt wurde, was zeigt, dass er zu dieser Zeit schon hervorstach und geehrt wurde.

 

7 – 4 v. Chr. ging er zum Schutz der Ostgrenze des Römischen Reiches mit Hilfstruppen in die Provinz Syrien, wo er darauf zu achten hatte, römische Interessen gegenüber den Klientelherrschern, wie zum Beispiel Herodes, durchzusetzen.               

Infolge des Todes von Herodes gab es in der Provinz 4 v. Chr. einige Probleme, da der Procurator Sabinus, der Finanzberater von Kaiser Augustus, widerrechtlich den Staatsschatz einziehen wollte, was Varus verbot. Da sich Sabinus nicht an das Verbot hielt, entwickelte sich gegen ihn in Jerusalem ein Aufstand, der sich auf das ganze Land ausbreitete. Diesen bekämpfte Varus mit der gesamten Heeresmacht, wobei er viel Energie und Klugheit bewiesen haben muss, denn in Berichten fand sich keine Kritik bzgl. seines Handelns, sondern sogar der Hinweis, dass Varus die Bundesgenossen entließ, die brutaler vorgingen, als er es wollte. Letztlich wurde die Ordnung in Jerusalem und Syrien wiederhergestellt.               

6 v. Chr. zog sich Varus vorübergehend aus der Politik zurück und ging nach Rhodos. Für den nächsten Zeitraum ist nichts über ihn bekannt.

Erst ab dem Jahr 6 n. Chr., als Varus als Statthalter in Germanien fungierte, gibt es wieder Informationen über ihn. Drei Jahre hatte er dort das Kommando mit dem Recht, Frieden zu schaffen und Prozesse formgerecht durchzuführen. Dass Varus sich am römischen Recht unter Einbezug des heimischen Rechts orientierte, beeindruckte die Germanen, so dass sich ihre Stämme an ihn als Statthalter wandten, um ihre Ziele zu verwirklichen und ihre Probleme zu lösen. Allerdings behandelte er die Germanen zunehmend wie Sklaven und verlangte Geld von ihnen.

9 n. Chr. ereignete sich in den rechtsrheinischen Gebieten ein Vorfall, den Professor Eck nur als „Die Katastrophe“ bezeichnet. Es kam zu einem mindestens dreitägigen Kampf zwischen Römern und Germanen, wobei letztere dort wetterbedingte Vorteile hatten und –im Gegensatz zu den Römern– eine genaue Ortkenntnis besaßen, weshalb sie diese überwältigen konnten und unter der Führung des Arminius (später „Hermann“ genannt) gewannen. Um nicht in Gefangenschaft gehen zu müssen, beging Varus daraufhin mit anderen Offizieren Selbstmord.

Diese „Katastrophe“ ist u.a. unter dem Namen „Varusschlacht“ in die Geschichtsschreibung eingegangen.

Da deren Problem generell die vielen möglichen Desinformationen sind und im Besonderen alle Informationen über Varus erst nach der „Katastrophe“ bekannt wurden, sind heute noch viele Fragen über ihn offen. Allerdings lässt sich sagen, dass er ein erfolgreicher und kluger Mann gewesen sein muss und zu seiner Zeit viel Hoffnung in ihn gesetzt wurde.

Lea Saffer, Alina Sommer, Q12

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